Programmheft zur Veranstaltung
Bruckners f-Moll-Messe
Der Psalm 90 von Charles Ives, nicht nur die längste, sondern fraglos auch ein Höhepunkt unter seinen zehn Psalmvertonungen, basiert auf einem Werk aus dem Jahr 1894, das er 1897–98 revidierte und, da es offenbar zwischenzeitlich verloren ging, 1923–24 rekonstruierte. Die faszinierend modernen Klangwirkungen, die Ives aus der ungewöhnlichen Besetzung, bei der zu Chor und Orgel vier Glocken treten, gewinnt, gipfeln in der Mitte des formal ebenso streng wie stringent konzipierten Stückes in einem 22-tönigen Cluster.
Anton Bruckners Messe (Nr. 3) f-moll entstand in den Jahren 1867 und 1868 noch in Linz, aber schon mit Blick auf eine Uraufführung in der Wiener Hofburgkapelle, die allerdings, da der Hofkapellmeister Johann von Herbeck das Werk für „zu lang und unsingbar“ hielt, erst 1872 unter Mitwirkung der Hofmusikkapelle und geleitet vom Komponisten in St. Augustin stattfinden konnte. Die Messe begleitete Bruckner bis in seine letzten Lebensjahre hinein. Über einen Zeitraum von rund 25 Jahren unterzog er sie immer wieder kleineren und größeren Revisionen. Wie sehr sie ihm am Herzen lag, zeigt ein Brief an den Dirigenten Siegfried Ochs vom 14. April 1895, in dem es heißt: „Der Bruckner wird alt und möchte doch so gern noch die ,F-moll [Messe]‘ hören! Bitte, bitte! Das wäre der Höhepunkt meines Lebens.“
Dafür, dass die Darbietung dieser Messe ein Höhepunkt im Internationalen Brucknerfest Linz 2024 wird, bürgen die erlesenen Solist*innen, der Philharmonische Chor München, die über reiche Erfahrungen mit Konzerten in St. Florian verfügenden Münchner Philharmoniker und der auf historisch informierte Aufführungspraxis spezialisierte Dirigent Thomas Hengelbrock, der erstmals in einem vom Brucknerhaus Linz veranstalteten Konzert zu erleben sein wird.
Charles Ives (1874–1954)
Psalm 90 für vierstimmigen gemischten Chor, Glocken und Orgel (1894, rev. 1897–98, 1923–24)
Anton Bruckner (1824–1896)
Messe (Nr. 3) f-moll für Soli, vierstimmigen gemischten Chor, Orchester und Orgel, WAB 28 (1867–68, rev. 1868–69, 1872–73, 1876–77, 1881, 1883, 1893)
Katharina Konradi | Sopran
Eva Zaïcik | Alt
Benjamin Bruns | Tenor
Jean Teitgen | Bass
Philharmonischer Chor München
Münchner Philharmoniker
Thomas Hengelbrock | Dirigent