Schaffens- oder Lebenskrisen berührten Menschen zu allen Zeiten. Johannes Brahms hatte seinem Verleger bereits seine letzte Komposition angekündigt, als er ein Jahr später in Meiningen den berühmten Klarinettisten Richard Mühlfeld hörte. Der Klang von „Fräulein Klarinette“, wie Brahms es ausdrückte, faszinierte den Komponisten derart, dass er zu neuem Schaffensdrang fand und neben dem berühmten Klarinettenquintett auch sein Klarinettentrio komponierte. Umgekehrt war es sein Verleger, der dem bereits betagten Gabriel Fauré die Komposition eines Trios vorschlug, um dem Komponisten aus einer depressiven Lebensphase zu helfen. Beinahe als „Selbsttherapie“ verstanden werden kann hingegen Michail Glinkas Trio, das ebenfalls während einer persönlichen Krise entstand. All dem stellt das Trio Lentrias „Tanz“ und „Chaconne“ des Komponisten Daniel Linton-France gegenüber, die den nie alt werdenden Zwiespalt zwischen Körper und Geist beschreiben – wer wird zuerst ermüden?
Michail Glinka 1804-1857
Trio pathétique für Klarinette, Violoncello und Klavier // 1832
David Lehner *1990
Sonate für Klarinette und Klavier // 2022
Daniel Linton-France *1973
Tanz und Chaconne aus der Reiseoper Episoden von Kerel und Galvin // 2012, 2015
Johannes Brahms 1833–1897
Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier a-Moll op.114 // 1891
Trio Lentrias
Herbert Hackl | Klarinette
Annekatrin Flick | Violoncello
Stefanos Vasileiadis | Klavier