Programmheft zur Veranstaltung
Bruckners Sinfonien im Originalklang
Anbeten
Anton Bruckners zwischen Februar 1875 und Mai 1876 entstandene Sinfonie Nr. 5 B-Dur, die er selbst sein „kontrapunktisches Meisterstück“ nannte, ist ein wahrhaft gewaltiges, von einem dichten Netz motivischer Beziehungen durchzogenes Werk, dessen Schlusssatz für den Dirigenten Wilhelm Furtwängler das „monumentalste Finale in der gesamten Musikliteratur der Welt“ war. Der Komponist hat sein Werk in der Originalgestalt, die erst 1935 zur Uraufführung gelangte, nie gehört und im Zuge einer von Mai 1877 bis Jänner 1878 erfolgten Überarbeitung lediglich die Orchesterbesetzung um eine Basstuba erweitert und einige Kleinigkeiten verändert. Die Sinfonie liegt also nur in einer einzigen Fassung vor.
Wolfgang Amadé Mozarts Requiem d-moll galt Bruckner zeitlebens als ein zentrales Werk und war ein wichtiger Bezugspunkt für sein eigenes kirchenmusikalisches Schaffen. Auch hat er dessen Partitur wiederholt gründlich analysiert, wie etwa Stimmführungsstudien belegen, deren Ergebnisse er in seinen Krakauer Schreibkalender für das Jahr 1877 eintrug. Wenig bekannt ist dagegen, dass es ihm gewissermaßen als Blaupause und ‚Motivquelle‘ für seine ‚Fünfte‘ diente. Denn neben einem wörtlichen Zitat der Phrase „Qua resurget ex favilla / Iudicandus homo reus“ aus dem „Lacrymosa“ im II. Satz der Sinfonie beziehen sich beinahe sämtliche Themen aller vier Sätze des Werkes auf das Requiem.
Zum mutmaßlich ersten Mal überhaupt ermöglichen das weltberühmte Orchestra of the Age of Enlightenment und der zu den wichtigsten Dirigenten unserer Zeit zählende Ádám Fischer, im Mozart-Requiem unterstützt von einem ausgezeichneten Solist*innenquartett und dem hervorragenden Chor Ad Libitum, durch die Gegenüberstellung der beiden Werke in einem Konzert den hörenden Nachvollzug dieser spannenden Verbindung.
Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791)
Requiem d-moll, KV 626 (1791) [nach der 1877 erschienenen, von Johannes Brahms (1833–1897) edierten Ausgabe der Vervollständigung Franz Xaver Süßmayrs (1766–1803)]
– Pause –
Anton Bruckner (1824–1896)
Sinfonie Nr. 5 B-Dur, WAB 105 (1875–76, rev. 1877–78)
Fenja Lukas | Sopran
Michaela Selinger | Mezzosopran
João Terleira | Tenor
Alexandre Baldo | Bass
Chor Ad Libitum | Einstudierung: Heinz Ferlesch
The Orchestra of the Age of Enlightenment
Ádám Fischer | Dirigent