Schaffens- oder Lebenskrisen berührten Menschen zu allen Zeiten. Johannes Brahms hatte seinem Verleger bereits seine letzte Komposition angekündigt, als er ein Jahr später in Meiningen den berühmten Klarinettisten Richard Mühlfeld hörte. Der Klang von „Fräulein Klarinette“, wie Brahms es ausdrückte, faszinierte den Komponisten derart, dass er zu neuem Schaffensdrang fand und neben dem berühmten Klarinettenquintett auch sein Klarinettentrio komponierte. Umgekehrt war es sein Verleger, der dem bereits betagten Gabriel Fauré die Komposition eines Trios vorschlug, um dem Komponisten aus einer depressiven Lebensphase zu helfen. Beinahe als „Selbsttherapie“ verstanden werden kann hingegen Michail Glinkas Trio, das ebenfalls während einer persönlichen Krise entstand. All dem stellt das Trio Lentrias „Tanz“ und „Chaconne“ des Komponisten Daniel Linton-France gegenüber, die den nie alt werdenden Zwiespalt zwischen Körper und Geist beschreiben – wer wird zuerst ermüden?
Gabriel Fauré (1845–1924)
Klaviertrio d-Moll op. 120 (1920–23)
Daniel Linton-France (* 1973)
Tanz und Chaconne aus der Reiseoper Episoden von Kerel und Galvin (2012, 2015)
Johannes Brahms (1833–1897)
Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier a-Moll op. 114 (1891)
Michail Glinka (1804–1857)
Trio pathétique für Klarinette, Violoncello und Klavier (1832)
Trio Lentrias
Herbert Hackl | Klarinette
Annekatrin Flick | Violoncello
Stefanos Vasileiadis | Klavier